Mit Plädoyers für eine neue "Debattenkultur" und den kritischen Journalismus sind am Montag der diesjährige Vorhofer-Preis sowie der Hochner-Preis vergeben worden. Die Preisträger Michael Sprenger ("Tiroler Tageszeitung") und Corinna Milborn (Puls 4) waren sich einig: Österreich stehe in einer "Umbruchszeit" (Milborn) - eine Herausforderung für Journalisten ebenso wie politische Akteure.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen forderte eine "bessere Gesprächskultur" ein, eine "Kultur des Respekts". Zugleich reflektierte er die Rolle der Sozialen Medien, die Politikern den direkten Kontakt zu den Bürgern ermöglichen. "Ein kleiner Tweet kann heute die ganze Welt verändern", sagte der Präsident. "Aber Recherche, Nachdenklichkeit, Gelassenheit passen nicht in die 140 Zeichen von Twitter und Co. Notwendig sind nach wie vor Geduld, Erfahrung, Zähigkeit, ein präziser Blick und Vorurteilslosigkeit. Genau für diese Qualitäten werden Corinna Milborn und Michael Sprenger heute ausgezeichnet."
In seiner Dankesrede beklagte Michael Sprenger eine "unterentwickelte Debattenkultur" in Österreich. Dabei "stehen wir am Beginn eines Wahlkampfes, der eine Zeitenwende bedeuten könnte". In der großen Umbruchszeit der jüngeren Vergangenheit, 1986, sei eine breite Debatte entstanden, dazwischen aber habe sich ein "Trägheitsmoment" breitgemacht. "Mit 140 Zeichen ist diese Kultur nicht wiederzubeleben", so Sprenger. Wien (APA)