15. November 2019

Jugendliche Mediennutzung zwischen YouTube, Twitch und Netflix

Hermann Petz: "Die eine Jugend gibt es nicht". Der Uni-Medientag ging der Frage jugendlicher Mediennutzung nach.
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An der Podiumsdiskussion unter der Leitung von Georg Laich (ORF, 3.v.l.) beteiligte sich (v.l.) Johanna Mihevc (Studentin der Medienpädagogik), Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier, Alexandra Föderl-Schmid (Süddeutsche Zeitung), Hermann Petz (Moser Holding) und Clemens Pig (APA); Foto: Thomas Böhm

Zum neunten Mal war am Donnerstag die Tiroler Tageszeitung Partner beim Medientag der Universität Innsbruck. Zentrales Thema diesmal: Die Mediennutzung der Jugend.

Ein Nachbericht von Matthias Christler (TT, 15. November 2019)

Die Jungen fahren gerade so richtig auf die App TikTok ab. Ein 15-Sekunden-Video, das muss reichen, danach wandert die Aufmerksamkeit schnell weiter. Einige Anbieter von Nachrichten versuchen bereits, in solchen Formen die junge Zielgruppe zu erreichen. Kann man auch über das Jubiläum des Berliner Mauerfalls oder die Koalitionsverhandlungen in Österreich auf diesem Kanal berichten? Ist Qualitätsjournalismus auf Youtube möglich? Und wie müssen Nachrichten aufbereitet sein, damit sie in einer immer schneller und vielfältiger kommunizierenden Gesellschaft durchdringen?

Über diese Fragen haben gestern beim Medientag an der Universität Innsbruck SZ-Auslandskorrespondentin Alexandra Föderl-Schmid, Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier, Moser-Holding-CEO Hermann Petz und APA-Geschäftsführer Clemens Pig diskutiert. Die jungen Menschen seien keine "Generation Newsless", eine, die sich nicht für Nachrichten interessiere, hielt Föderl-Schmid fest. "Wie wir Journalisten es schaffen, dass die Nachrichten auch tatsächlich konsumiert werden, ist eine zentrale Herausforderung." In Deutschland würden Qualitätsmedien inzwischen neue "Spielwiesen" ausprobieren; die ARD-Tagesschau sei auf Instagram vertreten und der Axel-Springer-Verlag habe soeben einen Ableger für TikTok gestartet, in dem zum Beispiel über eine Flucht aus der DDR in weniger als einer Minute berichtet werde.

Klassische Medien wie Zeitungen oder lineares Fernsehen haben es laut Heinzlmaier in Zukunft nicht leicht: "Viele nutzen Medien heute simultan, wechseln schnell zwischen den Aufgaben", sagte der Jugendforscher. Das eine müsse das andere nicht ausschließen, hielt Hermann Petz entgehen: "Jugendliche können gleichzeitig progressiv und retro sein, auf der einen Seite streamen sie Musik, hören aber auch Vinylplatten. Genauso gibt es eine haptische Mediennutzung und eine digitale." Das zeigte auch die TT-Jugendstudie: Diese habe etwa ergeben, dass über 30 Prozent der 14- bis 19-Jährigen die "Tiroler Tageszeitung" lesen.

Man werde trotzdem die Jungen auch auf anderen Kanälen authentisch abholen, wie zum Beispiel beim neuen E-Sports-Cup, erklärte Petz. "Die Marke TT wird bei diesen Veranstaltungen transportiert und die Jungen, bei denen die Zeitung daheim liegt, werden motiviert hineinzulesen."

Einig waren sich die Experten darin, dass Plattformen wie Instagram deshalb so erfolgreich sind, weil sie auf Bilder und Emotionen setzen. "Form kommt vor dem Inhalt", formulierte es Heinzlmaier provokant. Argumente würden in den Hintergrund treten, die Bildsprache dominieren. Eine Frau aus dem Publikum warf ein, dass die Jugendlichen nach den ganzen Datenskandalen entgegen der weitläufigen Meinung Nachrichten sehr reflektiert und differenziert konsumieren würden.

In einem Instagram-Einspieler erklärten schließlich noch die "Angesprochenen", in diesem Fall Schüler der HAK Landeck , wie für sie eine gute Nachricht gestaltet sein sollte: Mit vielen Bildern soll sie sein, also "bildgewaltig". Zusammenhänge werden erklärt, also "informativ" ist sie. Und sie muss bewegen oder, wie eine Schülerin es ausdrückt, "mit ganz viel Herz" gemacht sein. (TT)