Innsbruck - Um die österreichische Medienlandschaft stand es schon besser. Zwei Chefredakteure in einer Woche, die aufgrund von fragwürdigen Chats zurückgetreten sind. Der Absturz auf Platz 31 im Pressefreiheits-Ranking von „Reporter ohne Grenzen“. Außerdem der finanzielle Druck durch gestiegene Energie- und Papierpreise, der Medienhäuser zum Sparen zwingt.
Wie sich das auf die Qualität des Journalismus auswirkt und was dem entgegengesetzt werden könnte, darüber diskutierten Medienschaffende am Donnerstag beim Medientag der Uni Innsbruck, der unter dem Motto „Qualitätsjournalismus im Krisenmodus“ stand.
„Glaubwürdigkeit ist unser höchstes Gut“, erklärte Johannes Bruckenberger, Chefredakteur der Austria Presse Agentur (APA). Chat-Affären und Verhaberung von Politik und Medien seien ein „schwerer Imageschaden“. Politik und Medien müssen sich austauschen, aber „zu große Nähe der Akteure ist Gift“. Die freie Publizistin Gabriele Krone-Schmalz formulierte es so: „Journalismus soll Politik erklären und nicht Politik machen.“ Sie sah eine Entmündigung der Bürger, wenn ihnen die eigene Meinungsbildung vorweggenommen wird. „Wenn Journalisten aus politischen Argumenten moralische machen, haben Konsumenten keine Chance auf eigene Erkenntnis.“ Ähnlich argumentierte auch Sabine Schiffer vom Institut für Medienverantwortung. Sie argumentierte, dass oft zu Beginn einer Krise ein „Tunnelblick“ in den Medien herrsche, der zu einer Diskursverengung führe, sich nach einigen Monaten aber wieder lege. Schiffer sah aber nicht nur die Medien in der Pflicht, sondern forderte: „Auch die Leser müssen bewusst konsumieren.“ Dafür sei ein umfassendes Schulfach Medienbildung essenziell. Susanne Scholl vom ORF kritisierte den Medienmechanismus der Aufmerksamkeit: „Es wird nur berichtet, wenn’s kracht.“ Insgesamt forderte sie mehr Demut und appellierte, „auch einmal zuzugeben, wenn man etwas nicht weiß“.
Mario Zenhäusern, Chefredakteur der TT, warf ein strukturelles Problem auf: „Qualitätsjournalismus muss man sich leisten können.“ Das sei durch die Medienpolitik des Bundes erschwert, die Förderungen seien auf ein Minimum geschrumpft. „Es schaut momentan so aus, als sei Qualitätsjournalismus von Regierungsseite unerwünscht.“ (TT)