KI wird als Riesenchance für Medienhäuser gesehen, so lange sie als Assistent genützt wird. Redaktionelle Kompetenz gehört jedoch in die Hände von professionellen JournalistInnen, so der Tenor von APA-GF Clemens Pig, MOHO-CEO Hermann Petz, TT-Chefredakteur Matthias Krapf beim Innsbrucker Medientag.
Von Matthias Christler stammt der Nachbericht zu einem der spannendsten Medientage, die wir bisher gemeinsam mit dem Leopold-Franzens Universität Innsbruck und APA – Austria Presse Agentur veranstalten durften.
TT von 19.11.2023
Am Innsbrucker Medientag diskutierten Experten über den möglichen Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Medienalltag. Passend zum Thema haben wir die KI aufgefordert, die Podiumsdiskussion der Veranstaltung zusammenzufassen.
Innsbruck – Jeden Abend erzählt eine Mutter ihrem Kind eine neue Gute-Nacht-Geschichte, ein Märchen. Weil sie nicht jeden Abend gleich kreativ sein kann, lässt sie sich helfen – von ChatGPT. Der Chatbot setzt Künstliche Intelligenz (KI) ein. Die Mutter gibt in ein Textfeld ein paar Vorgaben ein, z. B. den Namen der Protagonisten, und nach wenigen Sekunden wird ihr eine Geschichte vorgeschlagen, die oft mit „Es war einmal ...“ beginnt.
Und was wird einmal mit KI sein? Kann sie mehr als Märchen erzählen? Wie wird sie Medien verändern? Die Mutter ist eine Freundin der KI-Forscherin Sonja Utz (Universität Tübingen), die vergangene Woche in Innsbruck mit weiteren Experten über „KI im Medienalltag“ diskutiert hat. Der Medientag wurde zum 12. Mal von der Uni Innsbruck in Zusammenarbeit mit der APA – Austria Presse Agentur, der Tiroler Tageszeitung und in Kooperation mit dem ORF organisiert.
Von den Medienhäusern wurden Einblicke gewährt, wie die KI schon eingesetzt wird. Bei der TT etwa, um aufgezeichnete Interviews zu transkribieren. Die Arbeit, die früher Stunden dauerte, übernimmt eine Software. In Zukunft könnte die KI Zeitungsarchive durchstöbern, um Infos für aktuelle Geschichten zu finden, oder große Mengen von Daten analysieren, um Muster zu erkennen.
APA-CEO Clemens Pig sieht in der KI eine „riesige Chance für Medienhäuser“, betonte aber: „Sie gehört in sichere Hände von faktenbasierten Newsrooms.“ Künstliche Intelligenz benötige redaktionelle Kompetenz. „Die KI wird als Assistent genutzt, aber der Mensch behält die Kontrolle“, so TT-Chefredakteur Matthias Krapf. Die Experten sprachen auch Gefahren der Technologie an, zum Beispiel vor demokratischen Wahlen durch Deepfakes – das sind manipulierte, aber völlig realistisch wirkende Sprachaufnahmen, Fotos und Videos. KI-Forscherin Utz präsentierte eine Untersuchung, die ergab, dass Menschen den gesprochenen Worten von Amazons Alexa und Texten von ChatGPT mehr Vertrauen schenken als Texten auf Wikipedia.
Das Problem dabei: Die KI bei ChatGPT und anderen Chatbots halluziniert, wenn es keine passende Antwort findet. Die KI präsentiert also Erfundenes als die Wahrheit. Bei einem Märchen ist das kein Problem, es basiert nicht auf Fakten, Medien schon.
Und Medien brauchen Menschen, „die mit anderen reden, Hintergrundinfos bekommen“, sagte Moser-Holding-CEO Hermann Petz: „Geschichten zu entdecken, wird immer eine menschliche Leistung bleiben.“